Arcade Fire, Best Kept Secret Festival 2017, Tilburg
Konzert: Arcade Fire
Ort: Ferienpark Beekse Bergen, Tilburg
Datum: 17.06.2017
Dauer: 130 Min.
Zuschauer: 25.000 ausverkauft
Arcade Fire live, da gibt es schon viele Geschichten zu erzählen. Die Konzerte der ersten Tour (ich sah sie im Gebäude9 in Köln) sind legendär und werden immer wieder genannt, wenn es um herausragende Live-Konzerte geht.
12 Jahre ist das jetzt schon her, und damals benötigte die Band gerade einmal eine handvoll Stücke um dem Saal einen völligen Knock-out zu verpassen.
Heute sind die Bedingungen anders. Durch die seltenen Tourneen ist die Erwartungshaltung stets hoch. Den ganzen Tag über hört man intensive Debatten auf dem Gelände, welcher der beiden Bands "Arcade Fire" oder "Radiohead", denn nun die bessere sei, und wer das bessere Konzert an diesem Wochenende abliefern könnte.
Ein Sieger nach Worten war da vorab nicht auszumachen, doch meine letzten "Arcade Fire" Konzerte hatten ihre Wirkung nicht verfehlt. Besser als damals in Köln war es irgendwie nie geworden, rein musikalisch.
Schon damals war alles perfekt, die Band war bereit für die große Karriere. Die danach folgenden Alben waren gut und lieferten immer noch gerade so viele gute Songs, das die Anzahl der Fans trotzdem weiter stieg.
Aber oft waren sie auch Showstopper des immer gleichen Gerüsts an alten Mitsinghymnen. Auch diesmal ist noch keine neue CD erschienen, ganze drei neue Songs wurden vorgestellt, alle im poppigen Dance angesiedelt.
Und bevor wir zu den positiven Dingen des Abends übergehen, hier der schlimmste "Fehler" des Konzerts. Der Drumsound klang bis ins hintere Drittel des Sets wie bei den "Flippers". Drummer "Jeremy Gara", ein Meister seines Fachs, war eigentlich gar nicht spürbar, so flach und elektronisch klang sein Spiel durch den Mix der Boxen. Zufall war das sicher nicht.
Mag das bei einem neuen Song wie "Everything now" noch passen, fehlte an allen anderen Stellen einfach die Kraft und Stärke des typischen "Arcade Fire" Sounds.
Aber es gibt auch viel Gutes zu berichten.
1. Die Band startet mit "Wake Up", da bleiben keine Fragen offen.
2. Die bei Radiohead ewige Frage:"Spielen die auch alle Hits ?" kann hier klar mit "ja" beantwortet werden. Alle relevanten Kracher sind dabei, Regine darf ihren Solopart vortragen und am Ende schwingt William Butler das "Trömmelche" beim Kletterkurs auf das Bühnengerüst.
Soweit also alles gut und wie immer. Wer diese Band noch nie live gesehen hat, kann mit den leisen Kritikpunkten nichts anfangen. Natürlich ist das eine großartige Headlinershow, mit allem was dazu gehört. Licht, Spielfreude und ein glänzend aufgelegter "Win Butler" können nicht vollends enttäuschen.
Trotzdem hat man einfach das Gefühl, es fehlt der Mut einfach mal etwas anderes zu probieren. Eine Band, die musikalisch so viel Talent zu bieten hat, sollte irgendwann einen Bruch, wagen um zu neuen Zielen zu gelangen.
"Arcade Fire" am Scheideweg: ewiger Headliner und Jukebox für die Massen, oder ein zweiter, schwierigerer Weg der evtl. mit einem neuen Meisterwerk belohnt wird.
Am Ende (Arcade Fire spielen an diesem Abend länger als bei ihrem eigenen Gig in Köln am Abend zuvor) kommt die Gänsehaut dann doch noch einmal für alle zurück.
Butler erscheint zunächst alleine mit einer riesiger Gitarre auf der Bühne und beginnt mit einer fantastischen Version von "Intervention". Ein Song den keiner auf der Rechnung hatte (und die Band auch nicht auf der Setlist). Vielleicht ein neuer Anfang.
Dieser Artikel erschien zuerst im Konzerttagebuch (Mein Zuhause. Mein Blog). Das Konzerttagebuch umfasst ca. 4000 Live Konzert- und Festivalberichte.
Dieser Artikel ist von einem Nutzer verfasst worden und von einem Team-Mitglied von Board of Music bzw. Musikunterricht geprüft worden.