New Fall Festival Tag 3, Glen Hansard, Düsseldorf, 18.11.2017

Konzert: New Fall Festival / Glen Hansard 

Ort: Tonhalle

Datum: 18.11.2017

Dauer: 140 Min.

Zuschauer: ca. 2.000 (ausverkauft)

 

Die Tonhalle ist und bleibt das Herzstück des New Fall Festivals. Nachdem im letzten Jahr wegen diverser Probleme eine Messehalle für die größten Konzerte herhalten musste, gab es in diesem Jahr zumindest drei Konzerte in Düsseldorfs Prachtbau, direkt am Rhein.

Tom Odell sorgte am Abend zuvor für den poppigen Teil, bevor am Samstag dann mit Glen Hansard und Michael Kiwanuka zwei Großmeister in den Kategorien Folk und Soulrock gastierten. 

Das Konzert von Glen begann daher bereits um 17:00 Uhr mit einem 30-minütigen, fast andächtigen Vortrag des jungen Dänen Lasse Matthiessen, der seine Ansagen in perfektem Deutsch absolvierte. Präsentiert wurden sehr getragene Balladen an der akustischen Gitarre. Nett anzuhören war das, aber in Erwartung des Orkans den alle erwarteten aber doch etwas zu introvertiert um wirklich zu fesseln. 

Glen Hansard hat wohl die Tour mit Eddie Vedder im Sommer (bei der er den Support bestritt) sehr gut gefallen. Der Bühnenaufbau war fast identisch  mit Vedders in der Zitadelle, sogar die alte Bandmaschine als Schlagzeugersatz hatte er abgeschaut. "Lernen von den Besten" war also das Motto des Abends. 

Ansonsten fehlten eine Band oder Streicher völlig. Nur zu den Zugaben sollte es mit seinem alten Kumpel Rob Bobnik von den Frames eine weitere Gitarre auf der Bühne geben.

Hansard beginnt zunächst ruhig mit "High Hope" und "My little ruin", aber danach bricht mit "When your mind`s made up" schon ein irres Schrei-und Gitarrengewitter los. Eine Version die jetzt schon die meisten von den Sitzen reißt. 

Andere nutzen so etwas wohl für die letzte Zugabe, hier sind noch mehr als zwei Stunden offen. Obwohl Hansard sich auf dieser Tour weniger auf die Hits seiner früheren Bands und diverse Cover-Versionen verlässt, schafft er den großen Wurf bis zum Ende. 

Einzig die Stimme wirkt heute oft zu kreischend, mit seiner großen Band im Rücken klang das im letzten Jahr noch etwas besser. Ansonsten wird wild improvisiert, wie immer. Piano, Mundharmonika, Bandmaschine, alles kommt zum Einsatz. 

Und er hat den einen Song, der Oscarsong, der nur in Gedanken schon Gänsehaut verbreitet. Die ersten Worte genügen, auch ohne weibliche Stimme verliert er nichts von seinem magischen Zauber. Eine Ballade, wie sie schöner nicht sein könnte: "Take this sinking boat and point it home / We've still got time / Raise your hopeful voice you have a choice / You'll make it now."

Die Songs danach sind erstmal weniger wichtig, wie kann man so etwas tolles auch mitten im Set spielen. Es ist ein Mix seiner Soloalben, erst bei den Zugaben wird wieder mehr variiert. 

"Song of Good Hope" singt er, wie früher, unverstärkt in die große Halle. Der einfache Blues "Way back in the way back when" wird durch die einleitende Geschichte erst richtig interessant, und der zu frühe Tod von Malcom Young  beschert uns eine spontane Version von "Gimme a bullet." Da darf der Roadie mitjammen und wird unter Applaus auf die Bühne gebeten.

Ein Künstler mit großer Ausstrahlung und breitem Repertoire verlässt danach die Bühne und wird zurecht gefeiert. Hansard hat sich seit dem Beginn seiner Karriere, als Gitarrist der Band im  Kinofilms "The Commitments", einen Traum erfüllt, aus dem er bisher nicht mehr aufwachen musste. Jeder spürt seine Dankbarkeit, und erhält dafür einen unvergesslichen Abend als Geschenk. 


Fotos: Jill Watson

Dieser Artikel erschien zuerst im Konzerttagebuch (Mein Zuhause. Mein Blog). Das Konzerttagebuch umfasst ca. 4000 Live Konzert- und Festivalberichte.