Sinkane, Köln, 03.04.2017

Konzert: Sinkane

Ort: Köln, Geb. 09

Datum: 03.04.2017

Dauer: 75 Min.

Zuschauer: ca.200

Auch wir kommen an musikalischen Schubladen ja leider nicht vorbei. Zu unübersichtlich ist die, von großen Bewegungen befreite Musikszene mittlerweile geworden. 

Vorteile dieser aufgehobenen Konventionen ist das unvoreingenommene Hören von einem, eigentlich Genre fremder Alben. Ein sudanesischer Multiinstrumentalist, dessen Wurzeln im Reggae, Funk und Jazz liegen, wäre wohl früher nicht oben auf meinem CD Stapel gelandet. 

Auch wenn der immer lächelnde junge Mann schon mit den ganz Großen wie Damon Albarn, LCD Soundsystem und David Byrne zusammengearbeitet hat.

Die konstant tollen Reviews des neuen Albums und die Tatsache, dass bereits letztes Jahr "Michael Kiwanuka" am Ende des Jahres in meiner Liste ganz oben stand, brachten mich dem Album "Life & Livin`ìt" immer näher. 

Und tatsächlich, die Platte ist großartig. Purer Pop und Sommer-Feeling zu erzeugen ist ja keine leichte Aufgabe, "Favorite Song" meistert sie im Handumdrehen. "The Way", am Ende des Albums fast versteckt, ist ein Meisterwerk. 

Dazwischen gibt es auch kaum etwas zu beanstanden. 

Warum die lange Einleitung? Weil dieses Konzert eine musikalische Erweckung war. Die Band, eine herrliche Ansammlung aus Nerds (im besten Sinne des Wortes) gelang eine Messe aus Pop, Reggae, Soul und Schweinrock, die schwierig in Worte zu fassen ist.

Die erste Überraschung des Abends ist die etwas schwache Stimme von Sänger und Mastermind Ahmed Gallab. Dies kaschiert die Gruppe, indem eine farbige Sängerin im Mittelpunkt der Bühne steht, deren Stimme jedem Gospelchor die Schuhe ausziehen würde. 

Dazu eine asiatische Keyboarderin, ein ebenfalls asiatisch wirkender Slacker mit Gitarrenriffs zwischen Weezer und Spinal Tap, ein (natürlich) stoischer Bassist aus Südafrika und ein wohl englischer Drummer, der auch Singen kann. 

Das Ganze gerät so herrlich druckvoll und hat soviel Groove, dass mir schnell klar wird, warum der WDR mit seinem "Funkhaus Europa" (jetzt Cosmo) hier die Präsentation übernahm. Am Ende sind es wohl nur 10 oder 11 Songs die dargeboten werden, fast alle mit sehr langen, aber nie nervenden Ausflügen der einzelnen Musiker.

Ein Abend der die Musik körperlich spürbar machte, mit seinen tiefen Bassläufen und dem eindrucksvollem Zusammenspiel dieser Band, der man früher den unverkäuflichen Stempel der "Weltmusik" verpasst hätte.

"Sinkane" touren noch das ganze Jahr und werden unter anderem noch beim Appletree, Immergut und Juicy-Beats-Festival zu sehen sein. 


Dieser Artikel erschien zuerst im Konzerttagebuch (Mein Zuhause. Mein Blog). Das Konzerttagebuch umfasst ca. 4000 Live Konzert- und Festivalberichte.