Was ist Musik?
Alle reden über Musik. Doch was ist Musik überhaupt? Musik ist allgegenwärtig. Diese Gegebenheit lässt sich auf unterschiedliche Parameter zurückführen. Physiologische, physikalische und kulturelle Prozesse bestimmen diesen Fakt.
Kultur, Physik, Physiologe
Definitionen von Musik
Akustisches Material sind Töne und Geräusche, die der Mensch hören kann. Aus ihnen entsteht Musik. Sie wird als die organisierte Form von Schallereignissen definiert. Dieses Material unterliegt physikalischen Eigengesetzlichkeiten wie der Obertonreihe oder bestimmten Zahlenverhältnissen. Es kann aber auch durch Menschen erzeugt werden. Musikinstrumente, elektrische Tongeneratoren oder andere Schallquellen gehören dazu. Dabei können Lautstärke und Klangfarben variieren. Ihre Skalen werden aus dem Vorrat eines Tonsystems gebildet. Rhythmen entstehen aus der zeitlichen Folge der Töne und Geräusche von unterschiedlicher Dauer. Wenn Tonhöhen variieren, entsteht eine Mehrstimmigkeit und die Beziehung der Töne untereinander entwickelt die Harmonik.
Musiktheorie erfasst begriffliche Zusammenfassungen, systematische Darstellungen und deren Deutungen, die in der Musikpädagogik gelehrt werden. Das Institut für theoretische Physik definiert Musik als in zeitlicher Abfolge laufende Geräusche, die beim Zuhörer komplexe Assoziationen bewirken. Sie sind trennbar. Musik versetze in einen Zustand der eigenen Klarheit mit sich und mit allem anderen. Darüber hinaus werde der Kanal zu Gott freigelegt und man trete in Dialog mit der Wahrheit. Plato definiert Musik als moralisches Gesetz, das dem Universum eine Seele verleihe und dem Geist Flügel, der Fantasie Flugkraft, der Traurigkeit einen Zauber und allen Dingen Freude im Leben. Musik sei der Inbegriff der Ordnung und führe zu allem, was gut, gerecht und schön sei.
Tempo im Hirn
Musik bewegt den Menschen beim Tanzen, Marschieren und auch auf emotionaler Ebene. Als Begleiter in allen denkbaren Lebenssituationen und Festem wie Hochzeiten und Trauerfeiern prägt Musik die menschliche Kultur seit der Jungsteinzeit. Auch Mythen und Sagen befassen sich mit der Wirkung der Musik wie beispielsweise das Lyra-Spiel von Orpheus. Es konnte Götter, wilde Tiere, Menschen, Pflanzen und Steine beeinflussen. In der Religion dienen Trommeln dazu, um sich in einen Trance-Zustand zu versetzen oder einen Heilungsprozess einzuleiten. Die Schamanen nutzen Musik als Medium zur Kontaktaufnahme mit übernatürlichen Kräften. Im Christentum wird emotionale und melodiöse Musik in den Anbetungszeiten gespielt.
Das Aktivitätsniveau des Gehirns wird durch Tempo, Dynamik und Frequenzspektrum beeinflusst. Unterschiedliche Tempi bewirken auch unterschiedliche Zustände im Gehirn. So erzeugt ein Tempo von 30-60 beats per minute (bpm) eine intensive Entspannung, beruhigt und revitalisiert. Konzentration und eine Stärkung des Gedächtnisses werden zwischen 50 und 60 bpm erzeugt, die Denk- und Lernfähigkeit werden gesteigert und die Inspiration wird angeregt. Intuition wird darüber hinaus zwischen 60 und 90 bpm aktiviert. Konzentration und Aufmerksamkeit nehmen ab 70 bis 130 bpm zu und besonders der Bereich zwischen 120 und 140 bpm gibt Motivation und frischen Antrieb. Doch wie funktioniert dieses Phänomen?
Die physiologische Wahrnehmung des Menschen
Schall breitet sich wellenförmig aus. Sein Pegel wird in Dezibel gemessen. Die Luft ist das Transportmittel, also das Medium. Die Tonhöhe ist das Frequenzspektrum und wird in der Maßeinheit Hertz gemessen. Alles gelangt durch das Ohr ins Gehirn und wird dort verarbeitet. Das Ohr ist in das Außenohr, Mittelohr und Innenohr unterteilt. Die unterschiedlichen Ohrmuschelwölbungen geben dem Schall eine Klangfarbe. Im Außenohr ist der Schalltrichter, der durch seine asymmetrische Form die Richtung des Schalls orten kann. Er schützt das Trommelfell, das eine 0,55 cm2 große Membran ist. Sie trennt Außenohr und Mittelohr und hat einen Hammer, den Malleus, an dem einer der drei Gehörknöchelchen angebracht sind.
Wenn der Schall das Trommelfell erreicht, schwingt der Hammer. Er leitet die Schwingungen weiter über den Amboss, den Incus, zum Steigbügel, den Stapes. Dieser überträgt die Schwingungen auf die nächste Membran. Die Hebelwirkung der Gehörknöchelchen-Kette verstärken die Schwingungen um das rund 20-fache. Die Trennung vom Mittelohr zum mit einer Lymphflüssigkeit gefüllten Innenohr ist eine Membran, die Ovales Fenster genannt wird. Die Muskeln im Mittelohr und die Eustachische Röhre schützt gegen großen Schalldruck, sodass körpereigene Laute und Geräusche wird verringert wahrgenommen werden. Der Schall wird an das Inneohr weitergeleitet.
Das Hörorgan ist die Schnecke, die Cochlea. Seine Windungen sind in drei Kanäle unterteilt. Die untere Scala tympani und der mittlere Kanal namens Scala media werden durch die Basilarmembran getrennt. Auf ihr befindet sich das Corti-Organ, das mechanische Impulse mit haarförmigen Fortsätzen namens Stereocilien in Nerveneimpulse umwandelt. Diese werden von den Hörnervfasern aufgenommen und zum Hörzentrum im Gehirn geleitet. Der obere Kanal namens Scala vestibuli und der mittlere Kanal wird durch die Reissner-Membran getrennt. Der Schall bewegt die Flüssigkeit in der Schnecke, deren Intensität von der Frequenz abhängig ist. All diese Impulse gelangen zum Hirnstamm und erreichen über die komplex verschaltete Hörbahn den akustischen Kortex. 3500 Neuronen sind an der Weiterleitung im Innenohr beteiligt, im akustischen Kortex sogar 100 Millionen. Dieser Fakt erklärt, dass akustische Reize komplex verarbeitet werden. Diese Reize werden zum primären akustischen Rindenfeld geleitet. Das motorische Sprachzentrum schaltet – der Gyros postcentralis – und das limbische System wägen ab, assoziieren und bewerten diese Werte.
Der Mozart-Effekt
Hormonveränderungen in Hirnregionen wie der Hypophyse und dem Hypothalamus aktivieren unterschiedliche Neurotransmitter. Stresshormone wie ACTH und Prolaktin werden in der Hypophyse gebildet und auch das körpereigene Opiat Beta-Endorphin ist gemessen worden. Techno-Musik führt beispielsweise zu einem erheblichen Anstieg von ACTH, Beta-Endorphin hingegen bei angenehmer und ruhiger Musik zur Entspannung. Trotzdem lassen sich Veränderungen von Neurotransmittern nur schwer untersuchen. Daher ist die Musikforschung ein noch nicht weit erarbeitetes Feld.
Doch der Komponist und Musikpsychologe Don Campbell veröffentlichte gegen Ende der 1990er Jahre seinen Bestseller 'The Mozart Effect' und bekundet, dass Intelligenz und Kreativität durch das Hören von Mozarts Musik gesteigert werden können. Die Variationen von Rhythmus, Melodien, klare Strukturen und hellen Klängen prägen bekanntlich Mozarts Musik und sind verantwortlich für dieses Phänomen. Bereits zehn Minuten von Mozarts Musik reichen aus, was eine Studie mit Probanden ergeben hat. Der Forscher Hans-Ulrich Balzer erforschte am Salzburger Mozarteum, dass die Synchronisation mit den körpereigenen Rhythmen schnell voranschreitet. So funktioniert das Hirn auch wie ein Orchester.
Weitere interessante Informationen über musikalische Phänomene finden Sie auf den Seiten
Bildquelle: Photo by Jenelle Ball on Unsplash