Mode und Musik
Musik dient in vielerlei Hinsicht der Selbstinszenierung und auch Mode versteht sich als Repräsentation der Persönlichkeit. Da liegt es nahe, diese beiden Elemente zu kombinieren. Ein Überblick folgt über die verschiedenen Epochen und ihre Zusammenhänge.
Die Kombination zweier Stile
Die 1950er
Rock'n'Roll prägte die 1950er in der Gesellschaft, im Film und Fernsehen. Der amerikanische Trend schwappte nach Europa über und wurde von Stars wie Elvis Presley und James Dean zelebriert. Diese Idole setzen dem vom Wirtschaftswunder geprägten Deutschland mit ihrer zügellosen Attitüde einen Kontrast entgegen und zeichneten sich durch in Pomade getränkten Haartollen, Jeans und Lederjacken aus. Ringelsocken, spitze Schuhe und weite Sakkos kleideten die Herren ein. Die Mädchen trugen Petticoats, Pferdeschwanz und wahlweise hohe oder flache Schuhe. Rock'n'Roll war mehr als nur eine Musikrichtung. Er war ein Lebensgefühl und setze den Anfang für die durch Musik geprägten Modestile der folgenden Epochen. Auch die Beat-Generation entwickelte sich und brachte Bands wie die Beatles und Rolling Stones hervor. Auch The Who gehörten zu ihnen. Charakteristisch war im Vergleich zum rebellischen Rock'n'Roll die braven Haarschnitte – auch Pilzköpfe genannt – und gepflegten Anzüge der Bandmitglieder, die einen Kontrast zu ihrer teilweise rauen Rockmusik standen.
Die 1960er Jahre
Klaffte die gesellschaftliche Lücke bereits in den 1950er Jahren durch einen Generationenkonflikt auseinander, wurde dies in den 1960er Jahren durch politische Umwälzungen verstärkt. Der Berliner Mauerbau, die Kubakrise und der Vietnamkrieg erzeugten eine Protestbewegung der Studenten und Jugendlichen, die sich auch in der Musik und Mode wieder spiegelte. Die Hippie-Bewegung begann. Bands aus den 1950ern wie die Beatles und die Rolling Stones entwickelten sich nun mit raueren Klängen weiter. Jimi Hendrix galt als Ikone der Hippie-Bewegung und verarbeitete wie viele andere Musiker die politischen Umwälzungen in seinen Songs. Zur Hippie-Mode zählten lange Haare, weite Tuniken, Schlaghosen, Armbänder, Bandeaus und Tücher und auch Nylon und Synthetikstoffe wurden getragen. Die jugendliche Subkultur entwickelte eine Gruppendynamik, beeinflusste die modische Entwicklung und brachte farbenfrohe Batik-Mode hervor. Die 'Flower-Power'-Bewegung wurde durch ihre sogenannten Blumenkinder geprägt und entwickelte darüber hinaus alternative Agenturen für Tour- und Festivalorganisationen. Eines davon ist das legendäre Woodstock-Festival, das im Jahr 1969 stattfand. Darüber hinaus wurden auch unabhängige Medien, Schallplattenlabels, Vertriebssysteme, Zeitungen und Zeitschriften von dieser Bewegung etabliert.
Die 1970er Jahre
Zu Beginn dieses Jahrzehnts ebbte die Bewegung des Love & Peace ab, was sich auch in der Musik wieder spiegelte. In Deutschland formierte sich die Rote Armee Fraktion und rief Angst in der Bevölkerung hervor. Die Wut drückte sich im Hard-Rock und Heavy Metal aus. Die Haare blieben lang, doch Batik-Shirts wurden durch Lederkutten und Nietengürtel ersetzt. In diesem Gegensatz stand nicht zuletzt durch David Bowie der Glam-Rock. Surrealistisches Make-Up, Plateauschuhe, Glitzerkleidung und glamouröse Bühnenshows wurden auch von Queen, Roxy Music und Brian Eno zelebriert. Dennoch lebten die Hippie-Kommunen weiter und engagierten sich für Umweltschutz und alternative Energiegewinnung. Ihre Schlaghosen standen im Kontrast zum populären Mini-Rock. Auch Acryl und Polyester erhielten Einzug in die Modewelt. Eine weitere Errungenschaft dieser Dekade war die Disco-Musik, die nun aufkam und durch Musicals wie 'Saturday Night Fever' zelebriert wurde.
Die 1980er Jahre
Die Grundsteine der Disco-, Metal- und Rock-Pop-Musik waren gelegt. Nun konnten sie sich weiterentwickeln und zum Starkult avancieren. Solokünstler wie Madonna und Michael Jackson und lebten einen neuen Stil, der sich aus aufwendigen Bühnenoutfits zusammensetze und für das Publikum nicht leicht nachzuahmen war. Auch ihr Tanzstil war durch aufwendige Choreografien geprägt. Um dieser Attitüde einen Gegenpol zu setzen, entwickelte sich die Punkrock-Bewegung. Einfache Akkorde, abgeranzte Kleidung und gefärbte Haare mit Irokesenschnitt prägten diesen Stil, mit dem sich ein Publikum identifizieren konnte. Es ging wieder um Rebellion, Protest und Identifikationspotenzial. Ironischerweise wurde auch dieser Stil kommerzialisiert. Ein weiteres Extrem war die neu aufkommende Sportmode und mit ihr die elektronische Musik, zu der Aerobic-Übungen und andere sportliche Betätigungen ausgeübt werden konnten.
Die 1990er Jahre
Markenkult wurde in den 1990er-Jahren nun großgeschrieben. Print-Shirts und die Identifikation über Labels vermittelten dem Träger ein Gefühl des Besonderen. Ebenso bunt wie die neu auftretenden Neonfarben war auch die Palette der musikalischen Stilrichtungen und ihren modischen Repräsentationen. Die 1996 erstmals stattfindende Loveparade etablierte die Techno-Szene mit bunten Outfits, synthetischen Stoffen und ebenso synthetischer Musik. Hip Hop stand für Lässigkeit und auch das spiegelte sich in der Kleidung wider. Bequeme, sehr weite T-Shirts und Pullover und Jeanshosen, deren Schritt in den Kniekehlen saß und die sich Baggy-Hosen nannten, aber auch aus dickem Stoff hergestellte Sneakers charakterisierten diese Modeerscheinung. Dem entgegen stand die Girlie-Welt mit der sogenannten Happy Hardcore Musik. Bauchfreie T-Shirts, Zöpfchen, schrill buntes Make-Up und Plateauschuhe wurden durch deutsche Interpreten wie 'Blümchen' bekannt und auch Girl Groups wie die Spice Girls feierten diesen energiegeladenen Modestil. Boygroups formierten sich, standen aber eher für ihre kommerzielle Popmusik und Choreografie-Outfits als für einen bestimmten Stil.
Die Gegenwart
Betrachtet man die Musik- und Modewelt der Gegenwart, lassen sich kaum neue Errungenschaften erkennen. Alle paar Jahre wechseln die Trends und bedienen sich aus der Vergangenheit. 50er-, 60er-, 70er-, 80er- und 90er-Partys schießen aus dem Boden und bringen den sogenannten 'Retro-Stil' mit sich, der sich wahlweise auch Vintage nennt. Innovation ist schwer zu schaffen, weil es alles schon einmal gab. Doch ebenso vielfältig wie die unterschiedlichen Musik- und Modeerscheinungen waren, können nun auch neue Kombinationen geschaffen werden und Musikfreunde und Modeanhänger inspirieren. Trends werden wohl auch in Zukunft wechseln und sich weiterentwickeln. Inspiration ist genügend vorhanden.
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