Maifeld Derby, Mannheim, 2018
Konzert: Maifeld Derby
Ort: Mannheim
Datum: 15.-17.06.2018
Dauer: 3 Tage
Zuschauer: ca. 5.000 tägl.
Konzertbericht
Sommergrippe nervt. Daher kommt der Bericht dieses Jahr vom Mann für die schönen Fotos. Wenn das gut klappt kann ich ja nächstes Jahr fotografieren.
Bericht von Michael Graef:
Ich hatte am dritten Tag kurz die Gelegenheit mit Timo Kumpf zu plaudern. Da ich immer wieder überrascht bin, wie es das kleine, aber feine Festival es schafft,große Bands wie The National (mein erstes Maifeld Derby), Daughter und eben aktuellbeim 8. Maifeld Derby Eels, Editors, The Wombats, The Kills, BRMC, Rhye und ca. 65 (!) weitere Actszu verpflichten.
Das Budget ist halt nicht so hoch wie bei den großen Festivals, aber die Bandshaben Lust hier zu spielen und sind entsprechend entgegenkommend.Tom Smith von den Editors, Alison Moshart von The Kills und einige andere schlenderten gerne aufdem Gelände rum und schauten sich diverse andere Bands an. Kleines Festival, aber mit 4 Bühnen!
Mein Lieblingsplatz ist der Parcours d'armour: eine kleine Bühne vor einer Tribüne, auf der man es sich, zu meist Musik der ruhigeren Gangart, gemütlich macht. Leider finden diese eher leiseren Konzerte oft parallel mit den Konzerten im Palastzelt oder auf derFackelbühne statt, die man dann schon sehr deutlich hört.
Tag 1:Ankunft am Hotel in Mannheim-Seckenheim, wo am gleichen Wochenende ein Wein-Festival stattfindet.Na, die Wahl war ja schon getroffen, also ab auf die Räder und die 3km durchs Feld rüber zum Maimarkt-Gelände.Wir waren spät dran, daher sind wir erst bei Klangstof aus den Niederlanden auf dem Gelände.
Sie spielten Open-Air auf der Fackelbühne und das Publikum und der Arte-Kameramann am Kran hatten eine Menge Spaßbei bestem Wetter. Eigentlich sollten sie ja schon letztes Jahr spielen, zogen es aber vor, als Supportder Flaming Lips zu touren. Verständlich.
Ab ins Zelt zu Rhye. Da zwischen den Konzerten auf der Fackelbühne und im Palastzelt keine Minute Pause ist,muss man sich oft schon ein paar Minuten vor Ende des einen Konzertes auf dem Weg machen, wenn man denn ganz vorne stehen möchte. Ich würde mir persönlich 10 Minuten Pause wünschen, aber dieser Wunsch ist fast so alt wie das Festival.
Rhye ist dann für mich in kurzer Zeit die dritte Band, wo ich auf den Gesang reingefallen bin und eigentlich eine Frau am Mikrofon erwartet hatte. Bei Cigarettes After Sex letztes Jahr ist mir das gleiche passiert.Auf der Bühne stehen siebern Musiker inkl. E-Cello und E-Geige, die richtig Lust hatten zu spielen.Die Stimme ist für mich zwar etwas gewöhnungsbedürftig, aber das Set war stimmig und kurzweilig unddas gesamte Publikum im Zelt tanzte und feierte die Band.
Die Stunde Spielzeit war dann bedauerlicherweise sehr schnell um.
Deerhunter habe ich leider nur am Rande mitbekommen und erschien mir persönlich etwas belanglos und so freute ich mich auf Nils Frahm im Palsatzelt.Dort war aber auf der Bühne neben dem erwarteten Flügel jede Menge Synthie-Kram, dass ich mir bereits etwas Sorgen machte.
Es fing elektronisch an und ich dachte nach einer halben Stunde, das Intro ist aberganz schön lang. So hatte ich Nils Frahm nicht in Erinnerung und wir verließen das Zelt. Das "Intro"dauerte dann wohl noch länger. Die Meinungen waren gespalten. Die Einen haben es gefeiert, andere wie ich, waren eher enttäuscht. Zu müde, danach noch Jon Hopkins live zu erleben. Schade.
Tag 2: Wir starten mit Me & Reas im Parcours d'armour. Die Band aus Nürnberg passt dort eigentlich nicht hin,weil zu tanzbar. "Aber Sitzen ist nur eine Option und keinesfalls Pflicht!" stand im Programm.So soll es sein. Es wurde im Laufe des Auftritts immer voller vor der Bühne und es wurde ausgiebig getanzt. Begonnen hat die Band im Publikum stehend mit einer Akustik-Darbietung und so endete es auch.
Dazwischen eingängiger und stimmungsvoller Folk-Pop der irgendwie jeden mitriss.
Weiter ging es mit Chocolat aus Kanada. Verrückte Typen spielen solide in der prallen Nachmittagssonneauf der Fackelbühne "Funky Psych-Rock auf Französisch". Der Platz und der Arte-Kameramann sind wieder schwer begeistert.
Zurück zum Parcours d'armour und zu Lasse Matthiessen. Ihn haben wir letztes Jahr beim New Fall Festivalals Support von Glen Hansard gesehen. Hier tritt er wieder solo auf und hat das Publikummit seinen vielen "traurigen" Anekdoten und Songs sofort in seinen Bann gezogen. Neugierig bin ich immer noch ihn einmal mit Band zu erleben. Leider wurde sein eher leises Konzert von All Them Witches auf der Fackelbühne irgendwie immer wieder gestört.
The Wombats legten auf der Fackelbühne direkt mit Vollgas los. Alle Hits gespielt. Party! Endlich mal ein Set voller Hits bei dem man bedenkelos mitsingen kann. Alle sind wieder wach und bereit für noch größere Hits des Headliners.
Editors folgten danach im Palastzelt. Ihren musikalischen Höhepunkt hat die Band zwar lange hinter sich, aber live wollte ich sie gerne nochmal sehen, vor allem auf einer für die Band "kleinen" Bühne.
In Holland wird die Band noch immer groß gefeiert und tritt regelmäßig bei großen Festivalsvor bis zu 65.000 Leuten auf (PinkPop/Wechter Boutique). Ich hatte das Vergnügen letztes Jahr noch beim Lowlands Festival. Ohne Konfetti-Kanone und Feuerwerfer geht da nix mehr.
Umso erfreulicher, dass sie hier aufall das verzichten mussten/sollten/wollten. Für mich so ein Genuss wie früher. Man merkte auch der gesamten Band an, dasssie auf den Auftritt Lust hatten. Für einige war die Wartezeit zwischen den besten Songs derCDs 1+2 zu lang mit anderen Songs aus den Synthie-Werken 3-6.
Ich geb aber zu, bei Papillonund Sugar wippt mein Fuß auch immer begeistert mit. Ich hab halt keinen guten Geschmack ;-)
Tag 3: Der Sonntag beginnt scheinbar immer mit einer kleinen "Freakshow" auf der Fackelbühne.Letztes Jahr waren das King Khan And The Shrines. Da hatte ich nur noch das Finale erlebt.Das sollte dieses Jahr nicht wieder passieren. Also früh hin, um 12:30 Uhr sollte es losgehen mit Golden Dawn Arkestra. Pralle Mittagssonne, Auweia, das kann ja was werden. Um 12:15 dösten einpaar Leute im Schatten auf den Liegestühlen, der Platz vor der Fackelbühne: gähnende Leere.
Pünktlich um 12:30 keiner auf der Bühne aber der Platz mittlerweile gut gefüllt. What??? Dann auf einmal Mal marschierten die Musiker in grellen Kostümen durchs Publikum zur Bühne.Timo Kumpf filmte den Einmarsch voller Begeisterung und hatte ein fettes Lachen im Gesicht.Auf der Bühne legten sie dann direkt kräftig los mit "Psychedelic-Afro-Funk-Whatever".
Eine Weihrauchlampe neben dem Keyboard des Sängers nebelte uns alle etwas ein.Es war ein Feuerwerk für die Augen und Ohren.
So langsam auf der Zielgeraden des Festivals, standen dann noch drei große Namen im Line-Up: The Kills, Black Rebel Motorcycle Club und Eels. Zwischendurch noch ein Plausch mit Gerrit Starczeswski. Er wollte Alison Moshart von The Kills treffen. Ging wohl um seine Dancing Shoes.Mit ihren Schuhen fing damals alles an. Außerdem filmte er fleißig für seinen nächsten Film.Bin mal gespannt.
The Kills waren in bester Spiellaune und rockten das Palastzelt. Alisons Haare flogen und flogen.Irgendwann lerne ich mal, wie ich ihre Mähne ordentlich im Flug fotografiere.
BRMC spielten noch im Sonnenschein auf der Fackelbühne. Sonnenbrille war daher Pflicht.Lange nicht mehr gesehen und trotzdem wieder erkannt. Purer Rock'n'Roll. Damit ist man ja heute schon Exot auf einem Festival.
Eels machten dann den Abschluss des Festivals. Die Eels sind mir vorher noch nie aufgefallen,ich kannte sie schlichtweg nicht. Alle anderen schon und so füllte sich das Zelt schnell.Die Eels haben wohl viele Facetten und wandern durch die Genres, aber das, was ich bei meinem erstenKontakt hörte, konnte mich nicht so recht begeistern. So werden die Eels für mich wohl weiter ein Buch mit sieben Siegeln bleiben. Schön aber, dass das Publikumbegeistert war. Dirk hätte dazu sicher ein ganzes Buch schreiben können, der liebt die Eels über alles...
Ein fantastisches Festival ist zu Ende und man mag gar nicht gehen wollen. Zu schön war das Wetter, das Line-Up liebevoll ausgesucht, von dem man einfach gar nicht alles mitbekommen kann. Steckenpferd-Dressur und das Deutschlandspiel gingen total an mir vorbei.Vielen Dank dafür.
Maifeld Derby, ihr seid großartig. Ich freue mich auf die 9. Ausgabe, 14.-16.6.2019.
Fotos und Text: Michael Graef
Dieser Artikel erschien zuerst im Konzerttagebuch (Mein Zuhause. Mein Blog). Das Konzerttagebuch umfasst ca. 4000 Live Konzert- und Festivalberichte.
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